Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht in seiner Prognose von einer Getreideernte in Höhe von 40,1 (Vorjahr: 39) Mio. t aus. Damit liegen die Erwartungen unter den Schätzungen des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) vom Juni in Höhe von 41,4 Mio. t. "Wir erwarten eine durchschnittliche Ernte mit regional sehr unterschiedlichen Erträgen. Die Standortunterschiede sind dabei entscheidend – bessere Böden mit höherer Wasserspeicherfähigkeit konnten die Frühjahrstrockenheit besser überstehen als schwächere Standorte. Auch in diesem Jahr stellen die Witterungsbedingungen uns Landwirte vor große Herausforderungen", sagte der DBV-Präsident Joachim Rukwied beim Ernteauftakt auf dem Akcer der Agrargenossenschaft Groß Machnow/Brandenburg am Montagvormittag.
Die Gesamtgetreideanbaufläche liegt in diesem Jahr laut DBV bei nur 5,86 Mio. ha und ist somit erneut leicht gesunken. Auf Grund der guten Aussaatbedingungen im Herbst hat die Winterweizenfläche, die 48 Prozent der gesamten Anbaufläche ausmacht, wieder zugenommen. Mit 2,78 Mio. ha ist sie weiterhin die bedeutendste Getreideart in Deutschland. Die Anbaufläche von Sommergetreide ist hingegen rückläufig.
Regen kam rechtzeitig
Die Sommerungen litten deutlich stärker unter der Witterung, es kam teilweise zu stärkerem Trockenstress in den Kulturen. Nach der Trockenheit kamen die für die Kornausbildung notwendigen Niederschläge in vielen Regionen gerade noch zur rechten Zeit. „Es zeichnet sich ein heterogenes Bild der Bestände in Deutschland ab", so Rukwied.
Rapserdfloh schmälert Ertrag
Beim Winterraps hat die Fläche ebenso wie beim Winterweizen in diesem Jahr leicht zugenommen. Sie liegt nun bei 1,1 Mio. ha. Der prognostizierte Ertrag liegt etwa auf der Höhe des Vorjahrs und somit unter dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Dies beruht auf einem starken Schädlingsdruck, wie beispielsweise dem Rapserdfloh. Bei den Herbstkulturen, wie etwa Kartoffeln, Zuckerrüben oder Mais, ist die Witterung der kommenden Monate entscheidend. Dies gilt auch für die weiteren Schnitte beim Grünland, was eine wichtige Rolle für das Grundfutter in der Tierhaltung spielt.
Schilf-Glasflügelzikade erreicht den Norden
Besonders herausfordernd ist die Situation laut DBV bei Kartoffeln, Zuckerrüben und verschiedenen Gemüsearten wie Zwiebeln, Rote Beete oder Rotkohl. Für diese Kulturen ist die mittlerweile verbreitet auftretende Schilf-Glasflügelzikade eine echte Bedrohung. Der von ihr übertragene Erreger führt zu erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten bis hin zum Totalausfall. “Die Zikade ist eine echte Bedrohung für unsere Landwirtschaft und die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Sie hat sich von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen weiter in den Norden ausgebreitet. Inzwischen sind auch weitere Bundesländer, wie etwa Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, betroffen”, warnt Bauernpräsident Rukwied.