Grund für die schlechten Aussichten ist die anhaltende Frühjahrstrockenheit. Von März bis Mai fielen laut Deutschem Wetterdienst im Landesdurchschnitt nur 62 l/m² Regen – etwa die Hälfte des langjährigen Mittels (131 l/ m²), berichtet der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) anlässlich des offiziellen Ernteauftakts. Insbesondere Regionen mit leichten Böden und geringen Bodenwasservorräten seien betroffen. Die Landwirte erwarteten daher Einbußen bei Kornerträgen und Qualität.
Zuwachs bei Winterweizen und Roggen
Trotzdem wurde die Winterweizenfläche ausgeweitet. Nach LBV-Angaben stieg sie von rund 133.000 ha im Vorjahr auf knapp 160.000 ha in diesem Jahr (plus 26.200 ha). Auch Winterroggen hat zugelegt. Von rund 114.000 ha auf 133.352 ha (plus 19.000 ha). Die Wintergerstenfläche blieb mit knapp 101.000 ha nahezu stabil (plus 600 ha). Winterraps wurde leicht auf 93.978 ha ausgeweitet (plus 1.800 ha). Der Verband sieht darin einen Trend zum Marktfruchtbau. LBV-Präsident Henrik Wendorff betont, es fehle Brandenburg an Tierhaltung, um Leguminosen stärker in die Fruchtfolgen integrieren zu können.
Kaum Deckung der Kosten
Hintergrund der Ausweitung der Flächen ist laut LBV, dass Betriebe angesichts aktuell niedriger Getreidepreise und hoher Kosten auf Kulturen setzten, die möglichst sichere Erträge und Vermarktungschancen bieten. Fabian Blöchl vom LBV ordnete ein: „Nach dem Preishoch im Jahr 2022 haben sich die Getreidepreise inzwischen wieder auf das Niveau vor der Krise eingependelt. Trotz dieser Entspannung bleiben die Produktionskosten, insbesondere für Dünger, Energie und Betriebsmittel, weiterhin hoch. Das stellt für viele Landwirte eine andauernde wirtschaftliche Belastung dar.“ Damals hatte der russische Angriff auf die Ukraine die Warenströme erheblich gestört und die Preise auf über 400 €/t steigen lassen. Inzwischen liegen sie wieder bei unter 200 €/t.
Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) lag der Erzeugerpreis für Brotweizen am 17. Juni 2025 bei durchschnittlich 186,42 €/t (plus 2,68 €/t gegenüber Vorwoche). Futterweizen wurde mit 181,29 €/t (plus 1,17 €/t) notiert, Futtergerste mit 171,58 €/t (plus 1,17 €/t). Der Preis für Qualitätsweizen sank leicht auf 195,50 €/t (minus 0,70 €/t). Raps verzeichnete dagegen einen Rückgang auf 483,72 €/t (minus 4,00 €/t).
Positiv verlaufe hingegen die Heuernte, so der LBV. Hier würden Betriebe von sehr guter Qualität berichten. Entscheidend für die Futterversorgung im weiteren Jahresverlauf werde zudem der Maisaufwuchs sein.
Mehr Papierkram vor dem Getreideverkauf
Ab diesem Jahr wird der Verkauf von Getreide für viele Betriebe aufwändiger. Hintergrund ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 2023, das den Agrarhandel verpflichtet, sicherzustellen, dass das gelieferte Erntegut sortenschutzrechtlich einwandfrei ist. Große Handelsunternehmen wie Agravis oder BayWa verlangen deshalb künftig eine sogenannte Erntegut-Bescheinigung von den Landwirten. Diese soll nachweisen, dass entweder lizenziertes Saatgut genutzt oder die fällige Nachbaugebühr gezahlt wurde. Der LBV kritisierte dieses Vorgehen als unnötig bürokratisch. Selbst Betriebe, die korrekt arbeiten, müssten sich nun durch komplizierte Onlineportale und Formulare arbeiten. Der Verband fordert stattdessen, dass eine einfache Selbsterklärung der Landwirte ausreichen müsse.